Kataloge im - eigenVERLAG

Inhalt

 

Für alle und keinen

 

Seit 1980 beschäftige ich mich mit allen Arten von Drucktechniken. Die ersten Ergebnisse stellte ich 1989 unter dem Titel: Holzschnitte, Radierungen, Zeichnungen in der Schönen Aussicht in Bielefeld vor. Die hier vorliegenden Bilder sind Ergebnisse meiner Reisen in die innere und äußere Welt. Die Begegnungen mit den von mir dargestellten Menschen haben mich lange beschäftigt. Gespräche liefen oft im inneren Dialog weiter. Auch meine Tagebuch- und Traumbuchaufzeichnungen sowie für mich wichtige Bücher führten zu den vorliegenden Texten. Dabei sind die Texte spontan aufgetaucht. Meine Buckelwale aus dem Unbewussten. Es war dann plötzlich (sehr zu meiner Freude) ganz einfach. Erlebtes, Geträumtes, Gelesenes verband sich mit den Bildern.

 

Holzschnitte faszinieren mich. Die Arbeit ist ein spannender Prozess und die Ergebnisse sprechen für sich. Helga Herrmann, eine graduierte TZI-Leiterin, schreibt in einem Brief über einige meiner Bilder: „Ich habe Deine Holzschnitte lange betrachtet und war berührt von ihrer Ausdruckskraft und fasziniert von der Möglichkeit, mit der Kargheit der Holzschnitt-Technik soviel Situatives einfangen zu können. Ein spannendes Thema durch Reduktion vielleicht eher zum Wesentlichen zu kommen als durch Fülle“.

 

Jeder trägt seine Last

 

Über den zweiten Wolken. Ich bin geflohen und sitze im Flugzeug nach Kathmandu. Mit dabei ist Alfons aus der Wundertütenfabrik. Er packt die Wunder in die Tüten: Indianerhauben, chinesische Gongs und das Kraut der Liebe. „Ich grabe dieses Kraut aus, das heilt. Das Kraut sieh mich an. Das Kraut bring ihn zum Weinen. Es bringt den zurück der in die Ferne schweift. Es stößt zu dem der ankommt.“ Nepalesisches Gedicht.

 

Ghorapani, die Gebetsfahnen flattern im Wind, die kahlen Bäume sehen damit fast gespenstisch aus. Jeder Windhauch führt zu unzähligen Gebeten. Ein Bettler mit gelbem Turban, schwarzen Haaren und Vollbart ist in ein blaues Gewand gehüllt. Er bittet um Essen. Hier wird der Unterschied zwischen Geben und Nehmen deutlich. Der Nehmende empfängt, indem er beide Hände zu einer Schale formt. Der Gebende legt seine Gabe hinein. Bei uns ist Geben und Nehmen eine identische Geste. Wir geben mit einer Hand und der Andere greift danach.

 

Lasten tragen. Nackte Füße auf Geröllhalden. Leben, Tätigsein, Geburt, Erneuerung, Tod.

 

Fragen an Nima Tenjing (Sherpa)

Wie warm ist es heute?

Wie kalt war es heute Nacht?

Wie viele Kilometer sind wir schon gegangen?

 

Seine Antworten:

Wenn es warm ist ziehe ich mich aus.

Wenn es kalt ist ziehe ich mich an.

Das weiß ich nicht. Ich gehe einfach.

 

Der vollkommene Weise aber ist die Unbeugbarkeit selbst: „Aufrecht steht er da unter jeder beliebigen Last. Nichts macht ihn kleiner, nichts von dem was man tragen muss, missfällt ihm…er weiß, dass er lebt, um eine Bürde zu tragen.“ Epistolae Morales ad Lucilium

 

 

 

Inhalt

 

Vor allem und zuerst die Werke! Das heißt Übung, Übung, Übung! Der dazugehörige Glaube wird sich schon einstellen, -dessen seid versichert.  Friedrich Nietzsche

 

Das Üben muss ein Prozess dauernder Enttäuschung sein. Wir müssen sehen, dass alles was wir fordern (und sogar bekommen), uns schließlich enttäuscht. Diese Entdeckung ist unser Lehrer.  Charlotte Joko Beck

 

Die vorliegenden Kohlezeichnungen im Format 80x80 cm sind vom Begriff der „Abschattung“ aus der Philosophie inspiriert. Da ich immer noch gerne philosophische Texte lese und Nachdenkenswertes entdecke, stelle ich für mich wichtige Textauszüge den Zeichnungen gegenüber. Beim Lesen von Peter Sloterdijk, „Du mußt dein Leben ändern“, bin ich auf das Thema Üben gestoßen und konnte es gewinnbringend verwenden.

 

„Abschattungen“ nannte Husserl die begrenzte Sichtbarkeit der Phänomene durch unsere eingeschränkte Perspektive. Denn nie haben wir die Chance, die Dinge ganz und gar zu erfassen. Wir betrachten sie stattdessen von einer Seite. Wir sehen z.B. nur eine Seite des Mondes. Und während uns die eine Seite hell leuchtet, bleibt die erdabgewandte Seite im Dunkeln. Auch wenn der Spiegelbilder des Mondes viele sind, ist der wirkliche Mond aber nur einer.

 

Außerdem wollte ich „Unscheinbares“ in den Mittelpunkt stellen. Einem „Ausschnitt“ eines Ganzen einen neuen und eigenen Ausdruck geben und „innere Bilder“ auch Seelenbilder dem Außen präsentieren.

 

Auf einer 50 m x 1 m Papierrolle habe ich mit Kohle gezeichnet. Dabei sind 35 Zeichnungen im Format 80x80 cm entstanden.

 

Beim Zeichnen war es mir wichtig aus der Bewegung heraus zu arbeiten. Das Thema „Schnecke“ oder „Muschel“ reichte z.B. schon aus. Große Planungen waren da nicht nötig, der Bewegungsablauf ergab sich automatisch. Es geschahen immer wieder spannende Überraschungen, wie z.B. unplanbare Strukturen, da die Kohlestäbchen von Natur aus und durch den Verbrennungsvorgang unregelmäßige Formen aufweisen. Sie sind unterschiedlich: dick oder dünn, hart oder weich. Sie brechen gerne mal ab und  zeichnen nicht so gleichmäßig. Notwendige Fixierungen habe ich mit Haarspray vorgenommen. Dabei wirbelte Kohlestaub auf, setzte sich an anderer Stelle ab und wurde gleich festgeklebt. Es  kam gelegentlich zu Haarspraypfützen, interessanten Überschwemmungen und unerwarteten Effekten.

 

Doch es bleiben noch Fragen. Wer gestaltet? Der Zeichner? Das Thema? Das Material? Eine höhere Macht?

 

Unter der wolkigen Klippe, nahe der Tempeltür,

Zwischen dunklen Frühlingspflanzen auf dem Teich,

Springt ein Frosch ins Wasser: Platsch!

Erschrocken lässt der Zeichner seinen Stift fallen.

 

Frei nach Zen-Meister Sengai (1750-1837)

 

 

 

 

 

 

 

 

Inhalt

Gedenke, dass mein Leben ein Wind ist.  Hiob

 

Diese Ausgabe gewährt Einblicke in die privaten Skizzenbücher, zeigt Entwürfe und verdeutlicht die Studienarbeit zum Entstehen einzelner Werke.

 

"Selbstwirksamkeit" ist das Leitmotiv für  mein "Tun". In Indien fülle ich in den Wintermonaten meine Skizzenbücher. Das Atelier ist am Strand unter einem Palmdach. Schatten und Licht, den Blick auf das heranrollende Arabische Meer.

 

Dotti unser Goa-Dog bewacht uns, seit wir sie 2008 großgezogen haben.

 

Ich stelle mir unterschiedliche Aufgaben für die 3 - 4 Monate in Indien. Übungen zur Farbenlehre, freies Zeichnen, arbeiten nach Vorlagen großer Meister. Umgestaltung, Interpretation und Farbgebung spielen dabei eine Rolle. Radierungen von Markus Valazza führten zum Valazza-Projekt. Werke von Edward Hopper luden zum Studium von Licht und Schatten ein. David Hockney belehrte mit seinem Geheimen Wissen. Goyas Geister begegneten meinen eigenen. Gelegentlich mussten sogar getrocknete Fische für Experimente herhalten.

 

 

 

 

 

Inhalt

Willst du der Freund eines Elefantenhüters sein? Dann vergewissere dich, ob du Platz für den Elefanten hast.  Altes indisches Sprichwort

 

Die vorliegenden Acrylgemälde entstanden in den letzten Jahren nach Reisen in Indien. Skizzen oder Fotos meiner Frau Birgit Heber dienten als Vorlage. An dargestellten Beispielen lässt sich der Entwicklungsprozess erkennen. Bleistiftskizze, Aquarellskizze und dann das Acrylgemälde.

 

Das Malen und Zeichnen kann zu einem vom Bewusstsein nicht mehr gesteuerten Ablauf werden. Ich nehme dann mich und das Material nicht mehr als getrennte Objekte wahr. Leinwand, Papier, Stift, Hand, Körper, und Geist verschmelzen zu einer eigenen Wirklichkeit. Dieser Vorgang ist rational nicht mehr steuerbar. Im Zen-Buddhismus glaubt man, dass dann der Pinsel "von selbst" male. Der Zen-Meister hat einen Zustand vollkommener Absichtslosigkeit erreicht, indem er keinem Konzept folgt. Geist, Hand, Pinsel sind eins geworden.

 

Wir tun nur das, was wir im Moment tun. "Wenn ich esse, dann esse ich". Meine Philosophieschüler lächelten oft über diese ernste Hausaufgabe.

 

Wenn ich nur das tue, was ich im Moment tue, wird das Selbst in der Zeit der totalen Konzentration vergessen. Tief in uns wissen wir, was wir tun. Es ist uns nicht bewusst, aber wir können unsere Handlungen steuern.

 

 

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